Frauen und das höllische Spiel mit dem Älterwerden

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So lautet der Untertitel des aktuellen Buches „Mutprobe“ von Bascha Mika, der ehemaligen Chefredakteurin der taz und jetzigen neuen Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau.

Eine Buchbesprechung wird in Kürze unter der Rubrik Kunst und Kultur zu lesen sein.

An dieser Stelle möchte sich KarriereleiterIn mit dem von Bascha Mika aufgegriffenen Thema „doing aging“ auseinandersetzen und zur Diskussion aufrufen:

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Älterwerden?

Bascha Mika stellt dazu in ihrem Buch zahlreiche Thesen auf, die sicherlich nicht unumstritten sind.

Einige davon möchte ich hier zur Diskussion stellen, denn klar ist, das Thema betrifft uns alle (früher oder später). Und es betrifft uns auch in der Arbeitswelt. Nicht zu Unrecht weist Mika in ihrem Buch mehrfach darauf hin, dass Männer jenseits der 60 karrieremäßig durchaus noch einmal durchstarten können, während Frauen spätestens ab 50 kaum noch Jobangebote bekommen, Führungspositionen schon gar nicht.

„So wurde Hartmut Mehdorn … noch mit über 70 Jahren zum Chef der Berliner Flughafengesellschaft berufen. Als aber Renate Künast (58) sich als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2013 bewarb, lästerten Journalisten, sie sei doch wohl nicht mehr ganz frisch. Ob die Partei denn nichts Jüngeres habe?“ Weiter zitiert Mika in ihrem Buch die australische Journalistin Liz Byrski mit den Worten „Für älter werdende Frauen ist die Unsichtbarkeit gleichzeitig ein Gefühl und eine Realität … und die Stille, die daraus folgt, wenn man nicht angesprochen wird, macht taub.“

Ich bin 48 Jahre alt und fühle mich weder unsichtbar noch taub, sondern richtig wohl im meiner Haut.Trotzdem kann auch ich nicht leugnen, dass das Älterwerden für Frauen, nicht nur in der Arbeitswelt, aber gerade auch dort, schwieriger ist als für Männer.

Mika stellt dazu die These auf „Man – vor allem aber frau! – wird nicht einfach alt, sondern alt gemacht.“ Wissenschaftler, so Mika, reden bei diesem Phänomen von „doing aging“, in Anlehnung an den wissenschaftlichen Begriff des „doing gender“, wonach die Rollen von Frauen und Männern gesellschaftlich determiniert seien.

Mika mag recht haben damit, dass Vieles von dem, was Frauen im Zusammenhang mit dem Älterwerden an Ressentiments spüren, auf gesellschaftliche Strukturen zurückzuführen ist. Dabei räumt sie selbst ein, dass es zu billig wäre, von Männern als Bösewichten und Frauen als Opfern zu sprechen. „Die Dinge liegen viel komplizierter“, scheibt sie, „Es geht um Machtverhältnisse, die in unserer männlichen Gesellschaft noch immer akzeptiert werden. Von Männern und Frauen. Denn auch Frauen übernehmen die Gebrauchssicht auf alles Weibliche, bauen diese Sicht in ihr Selbstbild ein und machen sie zum Maßstab für andere Frauen“.

„Immer noch“, so Mika „ fühlen sich Frauen erst dann ganz lebendig und existent, wenn sie von Männern wahrgenommen werden. … Darauf wurden sie schließlich jahrhundertelang trainiert. Diese Haltung legen sie auch heute nicht einfach ab“.

Stimmt das? , frage ich mich. Ist das Älterwerden wirklich so schlimm, wie Mika es darstellt?

Sind wir als Frauen im Alterungsprozess gegenüber Männern wirklich noch viel stärker benachteiligt als sonst im Arbeitsleben. Wie sehen Sie das? Schildern Sie uns Ihre Erfahrungen?

 Pia Kappus