Buchtipp Das Rosie Projekt

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Das Rosie Projekt. Von Graeme Simsion. FISCHER Krüger 2014. Gebunden, 351 S., Euro

Foto Kappus
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18,99,- ISBN 978-3-8105-1951-1

Die Story an sich ist schnell erzählt. Don Tillman, ein auf wissenschaftlichem Gebiet exzellenter, sozial aber hoffnungslos inkompetenter und inkompatibler Genetikprofessor, sucht die perfekt zu ihm passende Frau fürs Leben. Als absoluter Kontrollfreak, dem Effizienz über alles geht, hat er zu diesem Zweck einen Kompatibilitätsfragebogen entwickelt, der eher einem Einstellungstest gleicht. Die gesuchte Ehefrau-Aspirantin sollte vor allem sein: Nichtraucherin, Pünktlichkeitsfanatikerin, keine Vegetarierin. Weitere 35 Fragen müsste sie erfolgreich in seinem Sinne beantworten, um überhaupt für so etwas wie ein erstes Date in Betracht gezogen zu werden. Dabei ist Don selbst kein Beau, auch wenn er weiß, was sein persönlicher BMI ist: Wenn er seine Kandidatinnen Größe, Gewicht und BMI eintragen lässt, geht es ihm nicht um Schönheitsideale, sondern um planvolle Effizienz: Die Partnerin soll „Grundkenntnisse in Arithmetik“ beweisen.

Weil Don die Welt und das Leben ausschließlich aus einem naturwissenschaftlichen Blickwinkel heraus betrachtet, liegt er zwischenmenschlich stets einen deutlichen Tick daneben. Ressourcen- und Zeitverschwendung sind ihm verhasst. Sein Kühlschrank etwa ist mit den Lebensmitteln für die Nahrungsaufnahme der ganzen Woche bestückt – nach Tagen sortiert. Wöchentlich wiederholt sich der Plan: Dienstags Hummer! Das hört sich zunächst strange an und in der Tat braucht der Leser ein paar Seiten, um in die Story hineinzukommen. Wenn man dem Buch aber die verdiente Chance gibt, legt man es nach 351 S. mit einem Lächeln aus der Hand und fühlt sich ebenso witzig wie geistreich unterhalten.

Spätestens, wenn auf S. 55 die weibliche Hauptfigur, Rosie, ins Geschehen eingreift, nimmt das Buch Fahrt auf. Die chaotische Rosie – weibliche Antithese zu Don – sucht im Erwachsenenalter ihren leiblichen Vater, dessen Identität ihre bereits verstorbene Mutter stets geheim gehalten hat. Durch Zufall unterstützt Don sie bei der Suche, die letztlich eher ihn selbst an das Ziel seines Suchprojekts führt als Rosie. Dem australischen Autor, im Hauptberuf IT-Spezialist, gelingt eine genial witzige Charakterisierung eines lebensfremden Naturwissenschaftlers, dem die Liebe – ohne Kitsch – ein „soziales update“ verpasst.

Pia-Alexandra Kappus