„Wo Schatten ist, ist auch Licht“

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The concept of the hidden potencial.Toy horse in the room which casts a shadow on the wall. 3D illustration

Die Happy End-Geschichte der Flucht der erst 4 Jahre alten Oumah von der Elfenbeinküste erinnert an ein Umkehren der uns vertrauten Redensart: Oumah wurde, wie zahlreiche Medien berichten, von ihrer Mutter getrennt und strandete nach ihrer Rettung von einem in Seenot geratenen Flüchtlingsboot allein in Lampedusa. Selbst unter der steigenden Vielzahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge stach die kleine Oumah heraus. Und so ließen engagierte Helfer nichts unversucht, die Mutter der Kleinen zu finden. Das gelang durch den Hinweis eines anderen Flüchtlingskindes. Oumahs Mutter war noch in Tunesien, wohin sie ursprünglich von der Elfenbeinküste aus geflohen war, um ihrer Tochter das schmerzhafte und frauenverachtende Ritual der Imbulation (Zunähen der weiblichen Genitalien) zu ersparen. Ihr Ziel war gar nicht Europa, vielmehr wollte sie sich mit ihrer Tochter in Tunesien niederlassen, musste aber noch einmal zurück in ihr Heimatland, um Geld zu besorgen. Währenddessen ließ sie ihre Tochter bei einer Freundin ihrer Schwester. Man glaubt es kaum, aber diese Freundin begab sich ohne Wissen von Oumahs Mutter mit der Kleinen auf die gefährliche Flucht nach Europa. Oumahs Mutter erfuhr davon erst zurück in Tunesien, als sie ihr Kind in Empfang nehmen wollte. Als die italienischen Behörden Oumahs Mutter ausfindig machten, konnten Mutter und Tochter zumindest täglich skypen, aber es dauerte noch Monate, bis Oumahs Mutter jetzt mit Visum nach Italien einreisen durfte.

Das Happy End dieser Geschichte tröstet und gibt Hoffnung – aber es ist nur ein Lichtpunkt in der düsteren Flüchtlingswelle, in der täglich viel zu viele unschuldige Menschen im Schatten stehen. Die Proportionen zwischen Schatten und Licht sind momentan leider noch ungleich zu Lasten des Schattens verteilt, der Lichtpunkte gibt es zu Wenige. Aber Geschichten wie diejenige der kleinen Oumah sollten uns Mut machen und Kraft geben. Ein Hoch auf die Helfer vor Ort, die sich nicht vom täglichen Flüchtlingselend ernüchtern und desillusionieren lassen, sondern auf der Suche nach Oumahs Mutter viel Kraft und Zeit investiert haben ­ mit Erfolg. Lassen wir uns also davon inspirieren. Jeder von uns kann in seinem Alltag der Resignation auch durch kleine Schritte die Stirn bieten. Das muss nicht in der Flüchtlingsthematik sein: Schatten gibt es überall im Alltag. Jeder von uns kann dazu beitragen, dass sich die Proportionen wieder zu Gunsten des Lichts verschieben.

Ein Lächeln und ein freundliches Wort kosten nichts und machen den Tag doch für alle heller!

Pia-Alexandra Kappus