Im Herbst des Lebens – Karriere, Klimakterium, Kinder

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Würden Sie Ihre Eizellen einfrieren lassen, der Karriere zu Liebe?

Da haben Facebook und Apple uns ja ein tolles Reizthema geliefert, nur ich höre keinerlei Aufschrei! Jedenfalls nicht in meinem Freundeskreis. Dabei hätte ich einen solchen nicht nur von den Frauen, sondern auch seitens meiner männlichen Freunde erwartet. Aber Nein, das Thema wird geflissentlich ignoriert. Entweder halten die meisten den Vorschlag für derart abgespaced und unrealistisch, dass man sich darüber keine Gedanken machen muss, oder aber sie sind tatsächlich so erschreckt von diesem Szenario, dass es lieber verdrängt wird. Man stelle sich einmal vor, was passiert, wenn Frauen sich in naher oder fernerer Zukunft tatsächlich entschließen würden, diese vermeintliche Freiheit in Anspruch zu nehmen und erst nach dem Erklimmen der Karriereleiter ihren Kinderwunsch zu realisieren. „Glückliche“ werdende Mütter mit Ende vierzig, Mitte fünfzig würden den armen Hebammen der Geburtenstationen mal sagen, wo es lang geht. Auch die Kindergärtnerinnen und Lehrer dürften sich in den Folgejahren mit selbstbewussten Müttern auseinandersetzen, die bis dato gewohnt waren, als Chefinnen den Takt vorzugeben. Auf Abibällen würden Seniorenteller der große Renner und eine barrierefreie Location für ungehinderte Rollatorenbenutzung hätte sicherlich einen Wettbewerbsvorteil. Auf dem Boden gesessen, gespielt und gerollt würde auch eher nicht mehr, das Niveau einer Sofacouch sollte es auch ohne Arthrose schon sein, bitte.

Aber Spaß beiseite. Wie weit wollen wir unseren offenbar grenzenlosen Egoismus denn noch treiben, nach dem Motto „Alles hört auf mein Kommando“, ich allein bestimme, wann ich was wie mache. Offenbar ist das das Bild, das viele Männer von Karrierefrauen haben, egoistisch und grenzenlos. Man traut uns offenbar zu, vollkommen rücksichtslos nicht nur unser eigenes, sondern auch das Leben unserer Kinder und nicht zuletzt auch unserer Lebenspartner vollständig unserer Karriereplanung unterzuordnen. Wir nehmen uns, was wir wollen, ohne Rücksicht auf Verluste. Nur wer ein solches Bild von Karrierefrauen hat, kann ernsthaft auf die Idee kommen, die Facebook und Apple seinen Mitarbeiterinnen in Zukunft anbieten wollen. Das ist, finde ich, der eigentliche Aufreger an dem Thema, das Frauenbild, das hinter dem Vorschlag steht und die Erwartungshaltung der Gesellschaft an Karrierefrauen.

Die Facebook – Idee zeigt nämlich einmal mehr, dass die Gesellschaft an sich und die Karrieremänner im speziellen jegliche Veränderungen scheuen. Anstatt, was naheliegen würde, die gesellschaftlichen Gesamtgegebenheiten, zum Beispiel durch besseres Zeitmanagement in den Betrieben oder mehr Krippenplätze, so anzupassen, dass Frauen Kinderwunsch und Karriere gleichzeitig realisieren können, wird von den Frauen erwartet, dass sie ihren Kinderwunsch zeitlich an die festgefahrenen gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen. Das ist kein gesellschaftliches Umdenken, sondern ein Wegschieben von Verantwortung. Leidtragende wäre vor allem die nächste Generation, die völlig ungefragt und ohne jegliche Einflussmöglichkeit mit Eltern konfrontiert würde, die zum bestandenen Uni-Examen des Sprösslings mit der Schnabeltasse anstoßen.

Pia-Alexandra Kappus