„Gute Vorsätze“

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Smiley. Vector happy face

Die ersten Google-Ergebnisse, die zum Suchbegriff „gute Vorsätze“ erscheinen, sind Apps, mit deren Hilfe die alljährlichen Klassiker unter den guten Vorsätzen erfolgreich umgesetzt werden sollen: Schlank werden mit der App, Aufhören zu rauchen, weniger Alkohol oder Kaffee – alles dank der App ein Kinderspiel, so wird versprochen. Wenn das wirklich funktioniert, werden uns allerdings in den nächsten Jahren sehr schnell die guten Vorsätze ausgehen, denn dann sind wir alle super schlanke, fitte, sportliche, nichtrauchende Vegetarier und einfach perfekt. Kein Scheitern mehr am eigenen inneren Schweinehund schon innerhalb der ersten Tage des Neuen Jahres und auch keine Rückfälle in alte Verhaltensmuster. Vermutlich schlägt uns die App, nachdem sie ein Jahr unsere Daten analysiert hat, am Jahresende auch noch vor, welche Vorsätze wir fürs Nächste Jahr fassen sollen – oder besser wegließen. Man kann sich zwar fragen, ob es nicht gerade der Sinn von guten Vorsätzen ist, dass man sie selbstbestimmt auswählt und umsetzt und sich nicht auch noch dabei das Heft vom digitalen Fortschritt aus der Hand nehmen lässt, aber wenn man diese generelle digitale Fortschrittsschelte einmal ausblendet, dann muss man zugeben, dass es toll wäre, wenn man seine guten Vorsätze leicht und dauerhaft per App umsetzen könnte. Glauben Sie mir, ich habe es für diesen Artikel ausprobiert – es funktioniert nicht, jedenfalls nicht so einfach. Glücklicherweise überwindet auch die APP nicht den inneren Schweinehund für uns, dass müssen wir auch im digitalen Zeitalter schon selbst machen. Damit bleiben mit oder ohne App die meisten guten Vorsätze zu Jahresbeginn auch weiterhin Makulatur und unsere Gesellschaft weiterhin bunt und eben nicht einheitlich perfekt.

Stellt sich also auch weiterhin die Frage, ob wir uns überhaupt jedes Jahr von neuem gute Vorsätze zu Jahresbeginn nehmen sollten. Eigentlich hatte ich das in den letzten Jahren bereits aufgegeben, um das Jahr nicht immer mit dem Frust des Scheiterns zu beginnen, bis mir eingefallen ist, dass der Fehler nicht allein in meiner mangelnden Konsequenz und Selbstdisziplin liegt, sondern möglicherweise in der Auswahl der „guten Vorsätze“. Wie selbstverständlich wählen wir meist ich-bezogene Vorsätze, die sich auf die Änderung eigener meist körper- oder gesundheitsbetonter Lebensweisen beziehen. Dabei gäbe es eine Menge weniger egoistische gute Vorsätze, die sich auch weniger apodiktisch umsetzen lassen.

Deshalb habe ich dieses Jahr erstmals seit drei Jahren wieder einen guten Vorsatz für 2018 gefasst: Ich werde jeden Tag ein Lächeln mehr an meine Umwelt verschenken als sonst. Einmal mehr Lächeln im Büro, in der Familie oder im Bus und das das ganze Jahr über. Das sind mindestens 365 freundliche Momente mehr in meinem Leben und hoffentlich auch im Leben meiner Mitmenschen.

Wenn ich dieses Jahr meinen guten Vorsatz über das ganze Jahr einhalte, schenke ich mir selbst an Silvester ein „extra Lächeln“.

 

Pia-Alexandra Kappus